Kununu-Bewertungen prägen das Image Ihres Unternehmens nachhaltig. Negative oder manipulierte Einträge schaden der Kandidatengewinnung und untergraben das Vertrauen von Geschäftspartnern sowie Investoren.
Wir bei sterne-advo Rechtsanwaltsgesellschaft mbH haben festgestellt, dass viele Arbeitgeber nicht wissen, welche rechtlichen Instrumente ihnen zur Verfügung stehen. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie illegale Bewertungen erkennen, entfernen lassen und Ihre Reputation langfristig schützen.
Wie Kununu-Bewertungen Ihre Kandidatengewinnung direkt gefährden
Über 80 Prozent der Bewerber informieren sich vor ihrer Bewerbung auf Kununu über Arbeitgeberbewertungen. Das ist längst keine Tendenz mehr-es ist Standard. Eine negative Bewertung mit vier Sternen oder weniger wirkt sich unmittelbar auf die Qualität und die Anzahl eingehender Bewerbungen aus. Unternehmen mit schlechten Kununu-Ratings berichten von deutlich längeren Besetzungszeiten und einer sichtbaren Verschlechterung der Kandidatenqualität. Die wirtschaftlichen Folgen sind erheblich: längere Time-to-fill, höhere Kosten pro Einstellung und am Ende Produktivitätsverluste, die sich über Monate hinziehen.
Besonders problematisch ist die Sogwirkung negativer Bewertungen. Wenn die erste Seite der Google-Suchergebnisse ein schlechtes Kununu-Profil zeigt, entscheiden sich qualifizierte Kandidaten oft gar nicht erst für eine Bewerbung. Sie sehen das Risiko und wählen einen anderen Arbeitgeber. Manipulierte oder unwahre Bewertungen verschärfen diesen Effekt dramatisch. Ein ehemaliger Mitarbeiter, der eine Bewertung mit dem Titel „Schlechtester Arbeitgeber aller Zeiten” veröffentlicht, setzt Ihr Recruiting unter Druck-unabhängig davon, ob die Aussagen zutreffen. Das Oberlandesgericht Hamburg hat 2024 in einem von Rechtsanwalt Jan Meyer (SterneAdvo) gewonnenen Fall (8.2.24, Az. 7 W 11/24) entschieden, dass die Plattform ihre Prüfpflichten erfüllen muss, indem sie für den betroffenen Arbeitgeber bei konkretem Monieren auch den Verfasser identifiziert. Das bedeutet für Sie: Sie müssen aktiv werden. Passive Reaktionen kosten Sie Kandidaten.
Geschäftspartner und Investoren nehmen Kununu ernst
Kununu ist nicht nur eine Bewertungsplattform für Bewerber-es ist ein Dokument Ihrer Unternehmenskultur für externe Stakeholder. Geschäftspartner, Lieferanten und potenzielle Investoren prüfen Kununu-Profile, um das Risiko einer Zusammenarbeit zu bewerten. Ein Unternehmen mit durchgehend negativen Bewertungen signalisiert interne Probleme: mangelnde Führung, hohe Fluktuation oder systematische Missstände.
Investoren interpretieren schlechte Arbeitgeberbewertungen als Warnsignal für operative Instabilität. Wenn Top-Talente das Unternehmen verlassen und das öffentlich kritisieren, steigt das Risikoprofil erheblich. Geschäftspartner fragen sich, ob sie einem Unternehmen vertrauen können, das seine eigenen Mitarbeiter nicht hält. Besonders bei börsennotierten Unternehmen oder solchen in Finanzierungsrunden wird Kununu zur Due-Diligence-Quelle. Eine manipulierte negative Kampagne kann daher nicht nur Ihrem Recruiting schaden-sie kann auch Verhandlungen mit Investoren oder strategischen Partnern gefährden.
Langfristiger Reputationsschaden erfordert schnelle Reaktion
Negative Bewertungen altern nicht einfach weg. Eine Bewertung von 2015 mit dem Titel „Schlechtester Arbeitgeber aller Zeiten” kann heute noch potenzielle Kandidaten abschrecken. Das Oberlandesgericht Hamburg hat 2024 für SterneAdvo in einem bahnbrechenden Präzedenz-Urteil entschieden, dass falsche anonyme Bewertungen unzulässig sind und gelöscht werden müssen, wenn der Arbeitgeber die Bewertung präzise anzweifelt. Alternativ muss das Portal Kununu den Verfasser identifizieren, damit falsche Bewertungen, die Ihrem Ruf schaden, verschwinden können. Das bedeutet: Mit dem richtigen juristischen Hebel sitzen Sie als Arbeitgeber mittlerweile am längeren Hebel.
Positive neue Bewertungen allein reichen nicht aus, um alte Kritik zu neutralisieren. Sie müssen zwischen Löschung illegaler Inhalte und sachlicher Gegenreaktion unterscheiden. Wenn eine Bewertung tatsächlich falsch ist oder diffamierend wirkt (etwa durch unwahre Tatsachenbehauptungen), müssen Sie rechtlich handeln. Wenn sie eine legitime Meinung darstellt, müssen Sie mit einer professionellen Gegendarstellung reagieren-schnell und faktenbasiert. Unternehmen, die ihre Kununu-Reputation ignorieren, zahlen Jahre später noch immer die Rechnung in Form von schlechteren Kandidatenpools und beschädigtem Vertrauen. Wer hingegen proaktiv reagiert, schützt sein Image nachhaltig und behält die Kontrolle über die Wahrnehmung durch externe Stakeholder.
Die Frage ist nicht, ob Sie auf Kununu-Bewertungen reagieren sollten-die Frage ist, wie schnell und mit welchen rechtlichen Mitteln Sie handeln.
Woran Sie manipulierte Bewertungen zuverlässig erkennen
Erkennbare Muster gezielter Angriffe
Manipulierte Bewertungen folgen erkennbaren Mustern und entstehen nicht zufällig. Eine Bewertung, die innerhalb von zwei Tagen nach einem internen Konflikt oder einer Kündigung veröffentlicht wird, ist verdächtig. Noch verdächtiger sind mehrere neue Bewertungen vom selben Standort innerhalb kurzer Zeit, die ähnliche Formulierungen verwenden oder identische Kritikpunkte anführen. Das Oberlandesgericht Dresden hat 2024 bestätigt, dass eine räumliche Zuordnung zum Standort entscheidend ist. Wenn eine Bewertung dem falschen Standort zugeordnet wird oder mehrere Bewertungen sich widersprechen, deutet das auf koordinierte Angriffe hin.
Achten Sie auf Superlative wie „schlechtester”, „unmöglich”, „niemals” – diese emotionalen Extremformulierungen ohne konkrete Beispiele sind ein klassisches Erkennungszeichen. Eine echte Bewertung beschreibt spezifische Situationen: „Die Meetings liefen immer bis 19 Uhr, obwohl Kernarbeitszeit 17 Uhr endete.” Eine manipulierte Bewertung verallgemeinert vage: „Hier wird man ausgebeutet.” Die Sprache verrät oft die Absicht (besonders wenn Insider-Informationen oder nicht-öffentliche Zahlen auftauchen, die auf einen ehemaligen Mitarbeiter hindeuten).
Dokumentation und forensische Analyse
Dokumentieren Sie jede verdächtige Bewertung sofort: Datum, Uhrzeit, genaue Formulierung, Standortzuordnung und den Namen des Bewerters, falls sichtbar. Machen Sie Screenshots, die auch die URL und das Veröffentlichungsdatum zeigen. Diese Dokumentation ist später entscheidend, wenn Sie rechtlich gegen die Bewertung vorgehen wollen. Ihre erste Aufgabe ist nicht die Gegendarstellung, sondern die forensische Analyse. Sammeln Sie Beweise, nicht Argumente.
Zeitliche Häufung als Indiz für Kampagnen
Gezielt platzierte Reputationsangriffe lassen sich von echten Kritiken dadurch unterscheiden, dass sie ein Ziel verfolgen. Beobachten Sie, ob neue negative Bewertungen zeitlich mit bestimmten Ereignissen zusammenfallen: nach einer Massenentlassung, nach einer gescheiterten Tarifrunde oder nach einem Kündigungsschutzprozess. Das ist kein Zufall. Wenn Sie in kurzer Zeit drei oder vier neue Bewertungen mit ähnlichen Vorwürfen erhalten, liegt eine Kampagne vor. Ein einzelner Kritiker hätte weniger Kraft; mehrere „Zeugen” wirken überzeugend – und genau das ist das Ziel.
Verifizierung als Authentizitätsmerkmal
Überprüfen Sie die Verifizierung durch Kununu. Das Oberlandesgericht Dresden hat betont, dass Kununu die Beschäftigung des Bewerters durch anonymisierte Arbeits- und Ausbildungsnachweise prüfen muss. Wenn Kununu eine Bewertung nicht ausreichend verifiziert hat, ist das ein starkes Indiz für einen anonymen Angriff auf Ihren Ruf als Arbeitgeber. Fragen Sie sich: Könnte diese Person tatsächlich bei uns gearbeitet haben? Die Bewertung erwähnt konkrete Projekte, Abteilungen oder Führungspersonen?
Sobald Sie verdächtige Bewertungen identifiziert haben, müssen Sie entscheiden, ob Sie nur eine Löschung an der Oberfläche anstreben oder ob Sie mit Gegenwehr rechnen und lieber den Verfasser aus der Anonymität holen wollen. Die Unterscheidung zwischen illegalen Inhalten und legitimer Kritik bestimmt Ihre nächsten rechtlichen Schritte.
Wie Sie illegale Bewertungen rechtlich entfernen lassen
Das Oberlandesgericht Hamburg hat mit seiner Entscheidung vom 8. Februar 2024 (Az. 7 W 11/24) eine rechtliche Grundlage geschaffen, die Arbeitgebern erstmals konkrete Werkzeuge in die Hand gibt. Die Entscheidung verpflichtet Kununu, echte Autorenverifizierung durchzuführen und relevante Informationen offenzulegen, wenn ein berechtigter Verdacht auf falsche Tatsachenbehauptungen oder gezielten Reputationsangriff vorliegt. Das bedeutet: Anonymität schützt nicht automatisch vor Konsequenzen. Wenn eine Bewertung unwahre Fakten behauptet – etwa konkrete Zahlen zu Gehältern, Arbeitszeiten oder Geschäftsvorfällen – können Sie Kununu zur Offenlegung verpflichten.
Schriftliche Aufforderung mit konkreten Beispielen
Der erste Schritt ist eine schriftliche Aufforderung an Kununu mit klarer Dokumentation, welche Aussagen faktisch falsch sind. Nennen Sie konkrete Beispiele: Wenn die Bewertung behauptet, der Stundenlohn betrage 8 Euro, Sie aber Arbeitsverträge vorweisen können, die 14 Euro belegen, ist das eine falsche Tatsachenbehauptung. Kununu muss dann prüfen und kann nicht einfach ignorieren. Dokumentieren Sie jede Mitteilung an Kununu schriftlich. E-Mails sind ausreichend, aber Einschreiben mit Rückschein ist sicherer. Setzen Sie eine angemessene Frist (zwei bis drei Wochen) und machen Sie deutlich, dass Sie bei Nichtbeantwortung rechtlich handeln werden. Kununu reagiert deutlich schneller, wenn klar ist, dass Sie die Entscheidung kennen und durchsetzen werden.
Verifizierung und Datenoffenlegung erzwingen
Die Hamburger Entscheidung verlangt von Kununu, die Beschäftigung des Bewerters durch dokumentarische Nachweise zu überprüfen. Sie können diese Prüfung einfordern und verlangen, dass Kununu Ihnen mitteilt, ob eine Verifizierung stattgefunden hat. Wenn Kununu nicht nachweisen kann, dass die Person tatsächlich bei Ihrem Unternehmen beschäftigt war, wird die Bewertung fragwürdig. Noch wichtiger: Sie können Kununu auffordern, dem Bewerter Fragen zu stellen, die nur ein echter ehemaliger Mitarbeiter beantworten kann (etwa zu Abteilungsleitern, internen Systemen oder spezifischen Projekten). Diese Verifizierungspflicht ist nicht optional – sie ist eine Konsequenz der Hamburger Entscheidung und gibt Ihnen die Kontrolle über die Authentizität der Bewertung zurück.
Strafanzeige bei schwerwiegenden Fällen
Wenn eine Bewertung nicht nur falsch ist, sondern gezielt Ihr Unternehmen schädigen soll, kann eine Strafanzeige sinnvoll sein. Das Strafgesetzbuch stellt Beleidigung, Üble Nachrede und Verleumdung unter Strafe. Üble Nachrede ist die Behauptung oder Verbreitung einer ehrverletzenden Tatsache, die nicht erweislich wahr ist. Verleumdung ist die Behauptung oder Verbreitung einer unwahren ehrverletzenden Tatsache in böser Absicht. Der Unterschied ist entscheidend: Bei Verleumdung müssen Sie nachweisen, dass der Bewerter wusste, dass die Aussage falsch ist. Das ist schwerer zu beweisen, schützt Sie aber stärker. Der Schock einer “bloßen üblen Nachrede” genügt für einen enttarnten Kununu-Verfasser aber regelmäßig, um ein Exempel zu statuieren.
Eine Strafanzeige ist dann berechtigt, wenn eine Bewertung konkrete, nachweislich falsche Behauptungen enthält – etwa dass Arbeitnehmer systematisch betrogen werden, dass Arbeitsschutz ignoriert wird oder dass illegale Praktiken Standard sind. Vage Kritik wie „schlechte Führung” reicht nicht aus. Aber „Der Chef hat mir Provisionen gestohlen und die Buchhaltung hat es verschwiegen” ist eine konkrete Anschuldigung, die angezeigt werden kann. Die Staatsanwaltschaft wird dann ermitteln und ggf. den Bewerter befragen. Das hat Abschreckungswirkung. Wer weiß, dass Falschaussagen strafrechtlich verfolgt werden, denkt zweimal nach, bevor er eine Kampagne startet.
Schlussfolgerung: Ihre Unternehmensbewertung Kununu unter Kontrolle
Ihre Reputation auf Kununu ist kein passives Phänomen, das Sie erdulden müssen. Sie können handeln und sollten es tun. Beginnen Sie mit systematischer Überwachung: Richten Sie wöchentliche Benachrichtigungen für Ihr Kununu-Profil ein und prüfen Sie regelmäßig, welche neuen Bewertungen hinzugekommen sind. Achten Sie dabei nicht nur auf die Sternebewertung, sondern auf Muster – mehrere negative Einträge innerhalb kurzer Zeit vom gleichen Standort sind Warnsignale für koordinierte Angriffe. Dokumentieren Sie verdächtige Bewertungen sofort mit Screenshots, Datum und Uhrzeit.
Sobald Sie eine illegale oder manipulierte Bewertung identifiziert haben, zögern Sie nicht. Kontaktieren Sie Kununu schriftlich und fordern Sie eine Überprüfung ein, indem Sie konkrete Beispiele nennen, wo die Bewertung faktisch falsch ist. Das Oberlandesgericht Hamburg hat 2024 entschieden, dass Kununu echte Autorenverifizierung durchführen muss – nutzen Sie diese rechtliche Grundlage. Wenn Kununu nicht reagiert, können Sie rechtliche Schritte einleiten, und bei schwerwiegenden Fällen mit nachweislich falschen Behauptungen ist auch eine Strafanzeige berechtigt.
Parallel zur Intervention müssen Sie langfristig denken: Gestalten Sie Ihre Unternehmenskultur so, dass echte Mitarbeiter positive Erfahrungen machen und diese teilen. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen und Exit-Gespräche geben Ihnen Einblick in echte Kritikpunkte, bevor diese öffentlich werden. Für komplexe Fälle oder wiederholte Angriffe bietet spezialisierte rechtliche Unterstützung durch sterne-advo Rechtsanwaltsgesellschaft mbH Ihnen rechtliche Sicherheit und erspart Ihnen Zeit.
- Über den Autor:
- Letzte Beiträge:
Jan Meyer ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer der auf Reputationsrecht spezialisierten Kanzlei SterneAdvo. Er hat die wegweisende Entscheidung des OLG Hamburg vom 08.02.2024 (Az. 7 W 11/24) gegen kununu gerichtlich erstritten, mit der Bewertungsplattformen verpflichtet wurden, bei Zweifeln an der Echtheit negativer Bewertungen entweder die Identität des Verfassers offenzulegen oder die Bewertung zu löschen. Jan Meyer berät Unternehmer bundesweit bei der konsequenten Abwehr von anonymem Rufmord und dem strategischen Schutz ihrer Reputation.
