Kununu hat sich als zentrale Plattform für Arbeitgeberbewertungen etabliert. Ihre Unternehmensbewertung dort beeinflusst direkt, wie potenzielle Kandidaten Ihr Unternehmen wahrnehmen.
Wir bei sterne-advo Rechtsanwaltsgesellschaft mbH beobachten, dass viele Unternehmen die Mechaniken hinter diesen Bewertungen nicht vollständig verstehen. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie das System funktioniert und welche Handlungsmöglichkeiten Ihnen offenstehen.
Wie Kununu Ihre Unternehmensbewertung berechnet
Kununu bewertet Unternehmen nach einem strukturierten System, nicht willkürlich. Das Bewertungssystem folgt einer transparenten Logik, die mehrere Faktoren kombiniert und nach einem definierten Schema gewichtet. Für Sie als Arbeitgeber ist es entscheidend zu verstehen, wie diese Berechnung funktioniert, um gezielt handeln zu können. Die Gesamtnote, die potenzielle Kandidaten sehen, entsteht durch die Aggregation von Einzelbewertungen zu spezifischen Kriterien. Kununu erfasst dabei Bewertungen zu Arbeitsbedingungen, Kollegenzusammenhalt, Vorgesetztenverhalten, Gleichberechtigung, Karriere und Weiterbildung, Image des Unternehmens sowie Kommunikation mit Mitarbeitern. Jedes dieser Kriterien wird von Mitarbeitern auf einer Skala bewertet, und diese Einzelwerte werden zu einer universellen Unternehmensbewertung gemittelt. Das Ergebnis ist eine Dezimalzahl zwischen 1,0 und 5,0 Sternen, die unmittelbar auf Ihrem Profil angezeigt wird.
Gleichberechtigung und Weiterbildung prägen Ihre Gesamtnote entscheidend
Die einzelnen Kriterien wirken sich unterschiedlich stark auf Ihre Gesamtnote aus. Aus der Praxis zeigt sich, dass Gleichberechtigung und Karriere- sowie Weiterbildungsmöglichkeiten signifikanten Einfluss auf die Mitarbeiterbindung und damit auf die Bewertungsentwicklung haben. Wenn Sie in diesen Bereichen schlecht abschneiden, wirkt sich das unmittelbar negativ auf Ihre Gesamtnote aus. Gleichzeitig können Sie durch gezielte Verbesserungen in diesen Kategorien einen direkten Effekt auf Ihre Bewertung erreichen. Das bedeutet konkret: Wenn Sie Maßnahmen zur Gleichbehandlung implementieren oder Weiterbildungsprogramme ausbauen, werden neue Bewertungen dies wahrscheinlich widerspiegeln. Die Last-12-Monats-Werte sind dabei besonders relevant (sie zeigen den aktuellen Zustand Ihres Unternehmens), da Jobsuchende diese stärker gewichten als historische Daten.
Kontinuierliche Aktualisierung und datengestützte Prognosen
Kununu aktualisiert Ihre Bewertung laufend. Durchschnittlich entstehen pro Woche mehr als 10.800 neue oder aktualisierte Arbeitgeberbewertungen auf der Plattform. Das bedeutet für Ihr Unternehmen: Jede neue Bewertung kann Ihre Quote verändern. Kununu stellt Arbeitgebern zudem Prognosefunktionen zur Verfügung, die auf historischen Daten basieren und zeigen, wie sich Ihre Bewertung in den kommenden Monaten entwickeln könnte. Diese Prognosen sind nicht spekulativ, sondern folgen erkannten Trendverläufen. Wenn Ihr Unternehmen beispielsweise seit 2016 einen Negativtrend aufweist, können die Kununu-Algorithmen diesen Verlauf analysieren und potenzielle zukünftige Entwicklungen aufzeigen. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, frühzeitig gegenzusteuern, statt erst zu reagieren, wenn die Bewertung bereits stark gefallen ist.
Präzise Schwachstellenerkennung durch Abteilungs- und Standortvergleiche
Abteilungs- und Standortvergleiche ermöglichen es Ihnen, Schwachstellen exakt zu lokalisieren. Heatmaps zeigen, wo genau Ihre Probleme liegen – ob in der Forschung und Entwicklung, im Vertrieb oder bei bestimmten Gruppen wie Ex-Mitarbeitern. Diese Granularität erlaubt es Ihnen, nicht pauschal zu reagieren, sondern gezielt dort anzusetzen, wo die tatsächlichen Probleme entstehen. Während ein Bereich möglicherweise hohe Zufriedenheit aufweist, können andere Abteilungen oder Standorte deutlich schlechter abschneiden. Diese Unterschiede zu erkennen ist der erste Schritt, um wirksame Verbesserungen einzuleiten und Ihre Gesamtbewertung nachhaltig zu stabilisieren.
Warum Kununu-Bewertungen über Ihre Wettbewerbsfähigkeit entscheiden
Kununu-Bewertungen sind längst keine Randerscheinung mehr. Drei von vier Jobsuchenden nutzen Kununu zur Vorrecherche, bevor sie sich auf eine Stelle bewerben. Das bedeutet: Ihre Bewertung dort ist einer der ersten Eindrücke, den potenzielle Kandidaten von Ihrem Unternehmen erhalten. Eine schlechte Note auf Kununu wirkt wie ein Hinweisschild an der Eingangstür – viele werden gar nicht erst eintreten. Unternehmen mit Top-Company-Auszeichnungen berichten von bis zu 71 Prozent mehr Bewerbungen. Das ist kein marginaler Effekt; das verändert Ihre gesamte Recruiting-Pipeline. Kandidaten bilden sich eine Meinung, bevor Sie sie überhaupt kennenlernen. Eine niedrige Bewertung zwingt Sie später im Prozess zu mehr Überzeugungsarbeit. Das kostet Zeit, Ressourcen und bindet Ihre HR-Abteilung unnötig. Top-Kandidaten ignorieren Unternehmen mit schlechten Bewertungen oft komplett. Sie konkurrieren nicht nur mit anderen Firmen um Talente, sondern auch gegen die öffentliche Meinung über Ihren Arbeitgeber.
Sichtbarkeit in Suchmaschinen und digitale Präsenz
Google indiziert Kununu-Profile und Bewertungen. Wenn jemand Ihren Firmennamen plus “Bewertungen” oder “Arbeitgeber” googelt, erscheint Kununu prominent in den Suchergebnissen. Eine schlechte Bewertung dort ist nicht nur auf Kununu selbst sichtbar, sondern wird potenziellen Kandidaten, Geschäftspartnern und sogar Investoren in den Suchresultaten angezeigt. Das Ranking Ihres Kununu-Profils hängt von Faktoren wie Anzahl und Aktualität der Bewertungen, der Durchschnittsnote und der Konsistenz der Bewertungsentwicklung ab. Unternehmen mit stabilen, positiven Bewertungen ranken besser und verstärken dadurch ihre Online-Sichtbarkeit. Das gilt besonders, wenn Sie in einer hart umkämpften Branche tätig sind oder um spezialisierte Fachkräfte konkurrieren. Eine negative Kununu-Präsenz kann Ihre gesamte digitale Reputation beschädigen und Ihre anderen Marketing-Anstrengungen untergraben. Umgekehrt signalisiert eine starke Kununu-Bewertung mit regelmäßigen, authentischen neuen Bewertungen Suchmaschinen, dass Ihr Unternehmen aktiv und glaubwürdig ist.
Vertrauen als entscheidender Faktor in Geschäftsbeziehungen
Nicht nur Kandidaten verlassen sich auf Kununu-Bewertungen. Geschäftspartner, Kunden und Lieferanten nutzen diese Plattform ebenfalls, um die Stabilität und Zuverlässigkeit von Unternehmen einzuschätzen. Eine Firma, deren Mitarbeiter öffentlich über schlechte Arbeitsbedingungen, mangelnde Kommunikation oder ungerechte Behandlung berichten, wirkt unprofessionell und instabil – auch nach außen. Das schadet nicht nur beim Recruiting, sondern auch bei B2B-Transaktionen. Geschäftspartner fragen sich, ob ein Unternehmen mit solchen internen Problemen überhaupt zuverlässig ist. Kununu-Bewertungen werden zur Proxy für Unternehmensqualität. Softgarden-Forschung zeigt, dass durchschnittliche Bewertungen als glaubwürdiger wahrgenommen werden als perfekte Fünf-Sterne-Profile. Das heißt: Sie müssen nicht makellos sein, aber Sie müssen authentisch und stabil sein. Negative Trends, Ausreißer oder plötzliche Rating-Sprünge wirken manipuliert und zerstören Vertrauen schneller als eine ehrlich schlechte, aber konsistente Bewertung. Ihre Kununu-Präsenz wird zum Spiegelbild Ihrer Unternehmenskultur – und dieses Spiegelbild beeinflusst, wer mit Ihnen arbeiten möchte und wer mit Ihnen Geschäfte macht.
So managen Sie Ihre Kununu-Präsenz rechtssicher und strategisch
Ihre Kununu-Präsenz zu verwalten bedeutet nicht, die Plattform zu ignorieren oder zu hoffen, dass negative Bewertungen von selbst verschwinden. Es bedeutet auch nicht, sich passiv Angriffen auszusetzen. Sie müssen aktiv handeln – aber rechtssicher und strategisch. Viele Unternehmen machen hier zwei extreme Fehler: Sie reagieren entweder gar nicht auf Bewertungen, oder sie versuchen, alles zu löschen, was ihnen nicht passt. Beides schadet mehr, als es hilft. Der richtige Weg liegt darin, authentische Bewertungen zu fördern, kritische Bewertungen sachlich zu beantworten und unlawful Content gezielt und rechtssicher zu adressieren.
Authentische Bewertungen von zufriedenen Mitarbeitern gezielt fördern
Der beste Schutz gegen negative Bewertungen ist nicht deren Löschung, sondern ein stabiles Portfolio aus authentischen, positiven Bewertungen. Sie sollten regelmäßig zufriedene Mitarbeiter direkt ansprechen und sie um eine Bewertung auf Kununu bitten. Das funktioniert am besten in Onboarding-Prozessen, nach erfolgreichen Projekten oder bei Jubiläen. Der Schlüssel liegt darin, die Aufforderung persönlich und nicht automatisiert zu gestalten. Eine E-Mail von der HR-Leitung, die einen Mitarbeiter namentlich anspricht und erklärt, warum Kununu-Bewertungen für das Unternehmen wichtig sind, hat eine deutlich höhere Quote als generische Newsletter. Kununu selbst verlangt, dass jede Bewertung von einer E-Mail-Adresse stammt; Trashmail-Adressen werden leider akzeptiert. Das ist Ihr Vorteil: Wenn Sie diesen Prozess strukturieren – etwa durch monatliche Aufforderungen an unterschiedliche Abteilungen – entsteht ein kontinuierlicher Strom authentischer Bewertungen. Das ist kein Manipulieren; das ist das legitime Gegenpol zu negativen Bewertungen, die oft von einzelnen Personen stammen, die gezielt Schaden anrichten wollen. Die Trendence-Studie zeigt, dass 75,9 Prozent der Jobsuchenden Unternehmensantworten auf Bewertungen als glaubwürdig wahrnehmen – noch mehr vertrauen aber Unternehmen, die ein konsistentes Profil mit vielen echten Bewertungen aufbauen.
Kritische Bewertungen mit konstruktiver Gegendarstellung beantworten
Nicht jede negative Bewertung ist rechtswidrig oder unfair. Manche Kritik ist berechtigt, andere ist übertrieben, wieder andere ist schlicht falsch. Ihre Strategie muss differenzieren. Bei berechtigter Kritik antworten Sie, nehmen die Besorgnis ernst und kündigen konkrete Verbesserungsmaßnahmen an. Das signalisiert potenziellen Kandidaten, dass Sie lernfähig sind. Bei unfairen oder übertriebenen Bewertungen antworten Sie sachlich, faktisch und kurz. Sie weisen falsche Aussagen zurecht, ohne emotional zu werden. Kununu ermöglicht es Ihnen, auf jede Bewertung zu antworten – nutzen Sie das. Die Trendence-Studie zeigt, dass 66,5 Prozent der Arbeitnehmer Reaktionen auf Bewertungen befürworten, statt dass Unternehmen klagen. Das heißt: Eine gute, sachliche Antwort ist oft effektiver als rechtliche Schritte. Das gilt besonders, wenn die Bewertung nicht eindeutig rechtswidrig ist. Ihre Antwort sollte maximal zwei bis drei Sätze umfassen, die Fakten nennen und den Eindruck erwecken, dass Sie die Situation kontrollieren. Vermeiden Sie Defensivität oder Angriffslust. Statt zu sagen, dass die Bewertung falsch ist, können Sie schreiben, dass Sie das beschriebene Problem nicht nachvollziehen können, dass Sie das Gespräch mit dem Verfasser suchen und dass Sie Ihre Prozesse kontinuierlich überprüfen.
Unlawful Content und systematischer Missbrauch rechtlich adressieren
Nicht jede negative Bewertung ist rechtswidrig. Aber manche sind es. Unwahre Tatsachenbehauptungen, Schmähkritik, Verleumdung oder gezielte Falschbewertungen sind nicht durch Meinungsfreiheit geschützt. Kununu selbst hat einen Meldeprozess für solche Fälle: Sie können über das Support-Formular konkrete Passagen beanstanden und nachweisen, dass sie unwahr sind. Kununu offline dann die Bewertung und fordert den Verfasser auf, die Passage zu ändern oder eine Gegendarstellung einzureichen. Das ist der erste Schritt. Wenn Kununu nicht handelt oder wenn eine Bewertung besonders schädlich ist, benötigen Sie rechtliche Unterstützung. Das Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg vom 8. Februar 2024 (Aktenzeichen 7 W 11/24) hat hier Klarheit geschaffen: Plattformen wie Kununu müssen bei begründetem Verdacht auf unwahre Tatsachenbehauptungen echte Autorenverifikation durchführen und relevante Informationen offenlegen. Das bedeutet, dass Sie nicht mehr völlig machtlos gegenüber anonymen Angriffen sind. Mit rechtlicher Begleitung können Sie Kununu zur Offenlegung von Autorendaten verpflichten – und dann haben Sie Optionen. Das ist kein leichter Weg, aber es ist ein wirksamer. Systematischer Missbrauch – etwa wiederholte Falschbewertungen von der gleichen Person oder koordinierte Angriffe – erfordert sogar strafrechtliche Maßnahmen. In solchen Fällen können Sie Anzeige erstatten wegen Verleumdung oder Geschäftsschädigung.
Schlussfolgerung
Kununu bestimmt mit, wer sich bei Ihnen bewirbt und wer nicht. Ihre Unternehmensbewertung Kununu ist kein Randthema mehr, sondern ein zentraler Faktor Ihrer Arbeitgebermarke – drei von vier Jobsuchenden nutzen die Plattform zur Vorrecherche. Sie können diese Realität ignorieren oder Sie gestalten sie aktiv. Ignorieren führt zu sinkenden Bewerbungszahlen und Wettbewerbsnachteilen; Gestaltung bedeutet, dass Sie Ihre Bewertung strategisch und rechtssicher managen.
Proaktives Reputationsmanagement beginnt damit, dass Sie authentische Bewertungen von zufriedenen Mitarbeitern kontinuierlich fördern, und setzt sich fort, indem Sie auf kritische Bewertungen sachlich antworten. Ihre digitale Reputation ist ein Gesamtbild, das Google, Geschäftspartner und Investoren sehen – eine stabile Kununu-Präsenz stärkt Ihre gesamte Online-Sichtbarkeit. Gleichzeitig müssen Sie wissen, dass Sie nicht machtlos gegenüber unlawful Content sind (unwahre Tatsachenbehauptungen, Schmähkritik und Falschbewertungen sind nicht durch Meinungsfreiheit geschützt).
Das Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg vom Februar 2024 hat Arbeitgebern erstmals die Möglichkeit gegeben, Kununu zur Offenlegung von Autorendaten zu verpflichten, wenn begründeter Verdacht auf unwahre Aussagen besteht. Systematischer Missbrauch erfordert strafrechtliche Maßnahmen – Sie haben konkrete Optionen. Wir bei sterne-advo Rechtsanwaltsgesellschaft mbH unterstützen Unternehmen dabei, ihre Reputation rechtssicher zu schützen und unlawful Kununu-Bewertungen zu entfernen.
- Über den Autor:
- Letzte Beiträge:
Jan Meyer ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer der auf Reputationsrecht spezialisierten Kanzlei SterneAdvo. Er hat die wegweisende Entscheidung des OLG Hamburg vom 08.02.2024 (Az. 7 W 11/24) gegen kununu gerichtlich erstritten, mit der Bewertungsplattformen verpflichtet wurden, bei Zweifeln an der Echtheit negativer Bewertungen entweder die Identität des Verfassers offenzulegen oder die Bewertung zu löschen. Jan Meyer berät Unternehmer bundesweit bei der konsequenten Abwehr von anonymem Rufmord und dem strategischen Schutz ihrer Reputation.
